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Wer möchte 1- bis 2-mal im Monat ehrenamtlich Bürgerbus fahren?

Fünf Fahrer der ersten Stunde im Radevormwalder Bürgerbus-Verein hören im kommenden Jahr mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit auf. Sie blicken auf über 20 Jahre erfüllende Tätigkeit zurück. Und können so manches erzählen.

Sie waren von Anfang an mit am Start, als der Bürgerbus in Radevormwald die ersten Runden drehte (von links):
Manfred Knappert, Uwe Orzeske, Fred Klappstein, Bernd Hermann und Hans-Otto Ottfried. Sie werden bald aufhören und
hoffen, dass neue Fahrer nachrücken.
Foto: BM – Jürgen Moll

Radevormwald
Die Bürgerbus-Pioniere treten ab

Man schreibt das Jahr 2004, als in Radevormwald der Bürgerbus Fahrt aufnimmt. Bei der Vereinsgründung mit dabei sind Fred Klappstein, Manfred Knappert, Uwe Orzeske, Hans-Otto Ottfried und Bernd Hermann. Die fünf rüstigen Rentner sind 21 Jahre lang ihrem Ehrenamt nachgegangen – und werden im kommenden Jahr aufhören. „Man wird nicht jünger, und daher werden wir Platz für Nachwuchs machen“, sagt Hans-Otto Ottfried. Dem Quintett sind zwei Dinge wichtig: Erstens hören alle freiwillig auf. Zweitens: Diese 22 Jahre am Steuer sind für sie erfüllend gewesen. „Wir wollen Geschichten darüber erzählen, was wir in dieser Zeit an schönen Dingen erlebt haben. Denn es ist auch einfach eine wundervolle Tätigkeit“, sagt Ottfried.

Und zu erzählen haben die fünf eine Menge. Es sind Geschichten aus dem Leben, aus dem Alltag als Bürgerbusfahrer. Wie etwa jene, die Uwe Orzeske berichtet. „Mir ist eine ältere Dame sehr im Gedächtnis geblieben. Sie hat immer von ‚meinem Bürgerbus‘ gesprochen und ist lange Jahre regelmäßig mit uns gefahren – bis sie dann nicht mehr alleine leben konnte und in ein Seniorenheim in Remlingrade gezogen ist“, sagt er. Irgendwann habe sie ihn dann angerufen und gesagt: „Wissen Sie was? Mir fehlt mein Bürgerbus so sehr, seit ich nicht mehr mit euch fahren kann“, erinnert sich Orzeske. Daraufhin seien sie mit dem Bürgerbus nach Remlingrade gefahren, hätten die Seniorin und einen Pfleger aus dem Seniorenheim ins Auto gepackt und seien eine große Runde durch die Stadt gefahren. „Sie hatte Tränen in den Augen.“

Auch Manfred Knappert hat eine Erinnerung an diese Stammfahrerin. „Sie wohnte erst alleine, dann im betreuten Wohnen. Und es wurde mit der Zeit für sie immer schwieriger mit dem Laufen. Beim Einsteigen in den Bus meinte sie dann irgendwann zu mir: Jetzt pack mich doch mal einer am Hintern und schieb‘ mich rein“, sagt er. Und muss bei der Erinnerung an diese Situation, die sich längst zum „Running Gag“ entwickelt hat, lachen.

Der Bürgerbus hält an über 33 Stellen im Stadtgebiet, sodass man nicht viel laufen muss. Da wird entsprechend oft gehalten und ein- und ausgestiegen. Und man kommt mit den Fahrgästen ins Gespräch. Dabei kommt es dann eben auch zu Situationen, die bei einem hängen bleiben. Etwa, wenn man sich bewusst macht, dass man als Bürgerbus für viele Menschen ein wichtiger sozialer Faktor darstellt. „Wir haben die Menschen jetzt über 20 Jahre lang von A nach B gebracht, viele kommen immer wieder – man wird dann wie zu einer kleinen Familie“, sagt Hans-Otto Ottfried.

Bernd Hermann betont, dass dies auch für die Fahrerinnen und Fahrer gilt. „Wir unternehmen ja auch immer wieder was zusammen. Und wenn wir dann irgendwo zusammensitzen, dann ist es egal, an welchem Tisch man sitzt – man sitzt immer bei den richtigen Leuten“, sagt er. Dieses gute Verhältnis zueinander spiegelt sich auch im guten Verhältnis zu den Fahrgästen wieder. „Wenn wir wissen, dass jemand an einer bestimmten Stelle, die vielleicht nicht direkt die Haltestelle ist, aussteigen möchte, dann halten wir eben da. Es sind diese Kleinigkeiten, die bei den Leuten eine große Dankbarkeit auslösen“, sagt Bernd Hermann. Er erinnert sich auch an eine Zeit, als die Außenorte vom Bürgerbus bedient wurden und dort eine Menge Erntehelfer waren, die mit dem günstigen Bürgerbus in die Stadt kommen konnten. „Die waren so dankbar, dass wir sie gesehen haben.“

Bei all diesen schönen Erinnerungen gibt es einen Punkt, der den Fahrern ungut aufgestoßen ist. Dabei handelt es sich um eine rechtliche Sache. „Wir dürfen keine Sonderfahrten mehr machen. Das war früher kein Problem, da konnten wir für Kitas oder Senioreneinrichtungen unterwegs sein – aber der Gesetzgeber erlaubt uns das nicht mehr, er beschränkt uns quasi hier in unserem Ehrenamt“, sagt Hans-Otto Ottfried. Das habe ihn zuletzt sehr frustriert. „Und fast dafür gesorgt, dass ich keine Lust mehr hatte“, sagt er. Leider sei man in der Politik hier immer auf taube Ohren gestoßen. „Gespräche mit unseren Abgeordneten wurden immer direkt abgeblockt – das ist sehr schade“, meint Uwe Orzeske. Es ist indes der einzige Wermutstropfen – ansonsten hat den Fünfen ihr Dienst als Fahrer immer Freude bereitet.